Band 3
Wenzel-Teuber, Wendelin
Die Maqamen des Hamadhani
Als Spiegel der islamischen Gesellschaft des 4. Jahrhunderts der Hidschra
1994. 133 Seiten – 155 x 225 mm. Kartoniert
ISBN 978-3-928034-53-1
Die Maqamen sind eines der wenigen fiktionalen Genres der arabischen Literatur, dafür aber vielleicht eines der orginärsten. Es erreichte seinen Höhepunkt in den Maqamen des Hariri (gest. 1122), die dem deutschen Publikum durch Friedrich Rückerts meisterhafte Nachdichtung bekannt sind. Die Erfindung des Genres wird jedoch als al-Hamadhani (gest. 1008) zugeschrieben, den Hariri selbst als sein Vorbild bezeichnet. Es entstammt also der Epoche einer Hochblüte der islamischen Kultur, die auch schon als "Renaissance des Islam" bezeichnet worden ist.
Das Buch versucht, jene ersten Menschen aus ihrer Zeit heraus zu deuten und ihre Entstehung nicht auf ihre literarischen Vorläufer, sondern auf die Person und die Lebensumstände des Autors zu beziehen. Hamadhani war einer jener für die Epoche typischen Literaten, die auf der Suche nach immer neuen Gönnern von Hof zu Hof, von Stadt zu Stadt zogen. Der Vergleich mit seinen Briefen führt zu der These, daß die Maqamen seine eigene Stellung karikieren und seinen Ansprüchen als Gebildeter Ausdruck verleihen. Sie sind somit als "Bettelansprachen" Hamadhanis selbst zu verstehen.
Vor diesem Hintergrund wird schließlich der Inhalt der Maqamen analysiert, also die lebendigen, manchmal auch satirischen Streiflichter und Milieuskizzen verschiedenster Gesellschaftsschichten von Landstreichern bis zu höchsten Kreisen, insbesondere aber die zugrundeliegenden Vorstellung von der sozialen Ordnung und den Faktoren, die den Rang des Einzelnen bestimmen oder bestimmen sollten. Hamadhanis Maqamen lassen sich so als vielschichtes und unterhaltsames Zeugnis der Strukturen ihres Jahrhunderts zeigen.