Band 5
Wieland, Almut
Studien zur Djinn-Vorstellung im modernen Ägypten
1994. 111 Seiten – 155 x 225 mm. Kartoniert
ISBN 978-3-928034-38-8
Djinn ist der Oberbegriff für eine Gruppe von übernatürlichen Wesen, die als eigenständige Gattung neben den Engeln im orthodoxen muslimischen Glauben manifestiert ist. Im kulturellen Kontext eines jeden islamischen Landes sind jedoch die Djinn-Vorstellungen unterschiedlich ausgeprägt. Schwerpunkt der vorliegenden Veröffentlichung bildet Ägypten. Hier gibt es Männer und vor allem Frauen, die vom Schicksal nicht verwöhnt wurden: sie sind von einem Djinni besessen. In der Realität heißt dies, daß der/die Besessene physische und vor allem psychische Krankheitssymptome aufzeigt. Die Ethnologie des Wortes Djinn bietet hier eine Erklärung, denn es bedeutet in erster Linie "verrückt sein oder werden" und "etwas vor dem Verstand verbergen". Medikamente können bei Djinn-Besessenheit keine Linderung schaffen. Es gilt vielmehr, unter den verschiedenen Heilungs- bzw. Therapieangeboten dasjenige herauszufinden, das einerseits hilft und andererseits für die betroffene Familiefinanzierbar ist. So reicht das Angebot von dem Besuch bei Heiligen und Heiligengräbern über Austreibungen bei christlichen Heilern bis zu einer sogenannten Zar-Zeremonie. Die Therapie eines Zars besteht darin, da´ß eine besessene Patientin nach einem Rythmus tanzt, der als dem ihr innewohnenden Djinni zugehörig identifiziert worden ist. Ausführlich beschreibt die Autorin ein solches Zar-Fest mit vielen Gästen, Musikern und der Zar-Meisterin, an welchem sie in Kairo teilgenommen hat.
Daß vor allem Ägypterinnen von der Besessenheit betroffen sind, zeigt, daß sie eine Nische für weibliche religiöse Aktivität in der Öffentlichkeit bietet und eine Möglichkeit ist, persönliche Konflikte auf eine kulturelle Ebene zu verlagern. Anhand der Djinn-Vorstellung werden lebhafte gesellschaftliche Zusammenhänge, Strukturen und Spielräume Ägyptens anschaulich und spannend aufgezeigt.