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Uhrig, Max-Rainer

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Uhrig, Max-Rainer – Sladkevich, Alexandre
Ernst Jünger im Kaukasus
Ein eurasisches Zwischenspiel

2013. 88 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen – 205 x 265 mm. Festeinband
ISBN 978-3-89913-979-2

 

19,00 EUR

Produkt-ID: 978-3-89913-979-2  

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Ernst Jüngers Tagebücher aus dem Zweiten Weltkrieg wurden als "Strahlungen I" herausgegeben. Die beiden "Pariser Tagebücher" umfassen einen Zeitraum von über drei Jahren, von April 1941 bis zum August 1944. In die Tagebücher aus Paris sind "Kaukasische Aufzeichnungen" eingebettet. Diese umgreifen nur einen Zeitraum von 65 Tagen, von denen Jünger tatsächlich 51 Tage in Russland verbrachte. Nachdem der Offizier und Schriftsteller am 21. November 1942 in Kiew gelandet war, erfuhr er den Schock der Begegnung mit einem in Zerstörung und Bedürftigkeit versunkenen Land. Der Kontrast zu Paris, der Kulturhauptstadt Westeuropas, konnte nicht größer sein. 18 Tage verbrachte Jünger in der Etappenstadt Woroschilowsk (Stawropol). Dort "flanierte" der Schriftsteller, wie er es von Paris her gewohnt war. Wechselnde Eindrücke und widerstreitende Gefühle erfüllten Jünger. Und doch begann in dieser Zeit bereits ein Anpassungsprozess, der den Schriftsteller zu einem tieferen Verständnis der russischen Menschen und ihrer Kultur führte. Er erfreute sich am Wohllaut der russischen Sprache, beobachtete das Alltagsleben der russischen Stadtbewohner und besuchte die Museen der Provinzstadt. Erst am 13. Dezember 1942 traf Jünger an der Frontlinie ein. Die deutsche Offensive zur Eroberung der Hafenstadt Tuapse, die bereits im August 1942 eingeleitet worden war, war schon seit Wochen im Schlamm der Gebirgsflüsse steckengeblieben. Mensch und Tier starben auf deutscher wie auf russischer Seite in einer der riesigen "Knochenmühlen", die Jünger an die Materialschlachten des 1. Weltkrieges erinnerte. Trotzdem hatte der uniformierte Schriftsteller den Blick für die vielgestaltige Flora und Fauna des Kaukasus nicht verloren: "Der Kaukasus ist nicht nur ein alter Hort der Völker, Sprachen, Rassen; es ruhen in ihm wie in einem Schrein auch Tiere, Pflanzen, Landschaftsbilder weiter Gebiete von Europa und Asien." 22 Tage hauste der Schlachtfeldtourist in weltverlorenen Dörfern und Kleinstädten und richtete sich in einer "Kosakenhütte" ein. Es ist den Autoren dieses Bandes gelungen, die in den "Kaukasischen Aufzeichnungen" erwähnten Orte aufzuspüren und fotografisch eindrucksvoll zu dokumentieren. In der ersten Januarwoche erreichte Jünger mit einem Kleinflugzeug das kaukasische Hochgebirge um den Elbrus und erkundete furchtlos die Front auf den Gletschern. Auch von dort brachten die Autoren eindrucksvolle Bilder mit. Noch im Januar 1943 wurde die deutsche Front aus dem Kaukasus zurückgenommen. Jünger erlebte voller Anteilnahme den Exodus der kaukasischen Bergvölker, welche die Rache Stalins fürchteten. Am 10. Januar 1943 traf Jünger wieder in Deutschland ein. Die Reisestationen Jüngers in Russland haben die Autoren sorgfältig dokumentiert, ebenso den Verlauf der militärischen Operationen im Herbst und Winter 1942/43. Das Buch räumt auch mit Missverständnissen und Legenden auf, die sich um Jüngers Aufenthalt im Kaukasus ranken. Jünger hat niemals an Erschießungen teilgenommen, wie behauptet wird. Durch seine Kritik an der rigorosen Behandlung der russischen Partisanen brachte er sich selbst in Gefahr und zog die Aufmerksamkeit der Geheimen Feldpolizei auf sich. Flüchtige Leser haben Jüngers Tagebuch missverständlich als "Destruktion" und "Nihilismus" interpretiert. Diese und andere undifferenzierten Urteile werden dem lange unterschätzten Text nicht gerecht. Vollends untauglich ist die Instrumentalisierung der "Aufzeichnungen" für ideologische Zielsetzungen. Ein "Desaster" Jüngers im Kaukasus hat es nie gegeben. Wohl aber gab und gibt es ein Versagen jener moralischen Buchhalter, die Jüngers "Aufzeichnungen" vom sicheren Schreibtisch aus bewerten. Sie wissen nicht viel von der Topografie des Kaukasus, seiner Menschen und der Pflanzen- und Tierwelt und sie wollen auch nicht mehr wissen. Auch zur Abhilfe solcher Ignoranz wurde dieses Buch geschrieben.