Startseite | Reihen und Herausgeber | Dissertation veröffentlichen | Autorenbereich | Presse | Über den Verlag | Kontakt | AGB | Datenschutzerklärung | Impressum   
Philosophie Politikwissenschaft Geschichte Recht Religionswissenschaft Pädagogik/Soziologie Orientalistik Literaturwissenschaft Kunst/Altertumswissenschaft Informationswissenschaft Zeitschriften Varia Ebooks
Monografien Bibliotheca Academica Faktuales und fiktionales Erzählen Germanistische Literaturwissenschaft Jahrbuch der Rückert-Gesellschaft Klassische Moderne Literarische Praktiken in Skandinavien Literatura Literatur - Kultur - Theorie Rückert zu Ehren Schweinfurter Archiv- und Bibliotheksinventare

Band 3

Dieser Titel ist leider vergriffen. Mögliche Restbestände können direkt beim Verlag erfragt werden.

Beck, Thomas
Bedingungen librettistischen Schreibens
Die Libretti Ingeborg Bachmanns für Hans Werner Henze

1997. 310 Seiten – 155 x 225 mm. Kartoniert
ISBN 978-3-932004-51-3

 

42,00 EUR

Produkt-ID: 978-3-932004-51-3  

incl. 7% USt.

Lieferzeit ungewiss  
 
Anzahl:   St


Opernlibretti sind literarische Texte, die sich durch eine sehr spezifische Form von Poetizität auszeichnen. Ausgehend von dieser grundlegenden These wird der Versuch unternommen, die strukturellen und genetischen Besonderheiten dieses umstrittenen Genres - die Abhängigkeit librettistischen Schreibens von musikalischen und theatralen Ebenen - in ihrer ganzen Komplexität darzustellen. Die daraus gewonnenen Einsichten in das Funktionieren des Medienverbundes "Oper" dienen als Grundlage für Analysen der publizierten und der nicht veröffentlichten Opernlibretti, die Ingeborg Bachmann zwischen den Jahren 1956 und 1964 für ihren komponierenden Freund Hans Werner Henze schuf.
Daß das Opernlibretto seiner Funktion als Teil eines übergeordneten Kunstwerks Rechnung trägt, indem es sprachliche und theatrale Strukturen schafft, die zum einen musikalische Formen ermöglichen und zum anderen einer Interpretation durch Musik und Szene bedürfen, gehört zu den zentralen Charakteristika der Gattung.
Um diese Fähigkeit adäquat beschreiben zu können, wird der Begriff der semantischen Unterdetermination eingeführt. Diese Reduktion semantischen Gehalts in der Opernsprache - etwa durch die Herstellung von Redundanz mit Hilfe sich wiederholender Textpassagen oder durch die sprachliche Verdichtung zum "Schlüsselwort" - ist Voraussetzung für das Hinzutreten weiterer ästhetischer Ebenen: Musik und Bühne.
Das Libretto der 1965 uraufgeführten Komischen Oper "Der junge Lord" ist der Abschluß einer jahrelangen intensiven theoretischen und praktischen Auseinandersetzung Ingeborg Bachmanns mit dem poetischen Grenzgang zwischen Musik und Sprache. In diesem Text gelingt Ingeborg Bachmann mit dem Portrait der spießbürgerlichen Gesellschaft Hülsdorf-Gothas eine Symbiose von hoher musikdramaturgischer Funktionalität und engagiertem sozialkritischem Ansatz. Auf faszinierende Weise werden mit Hilfe musiktheatraler Formen die Mechanismen der Verführbarkeit durch Sprache aufgedeckt: ein Thema, das Bachmann Zeit ihres Lebens intensiv beschäftigt hat. Techniken librettistischen Schreibens werden genutzt, um die biedermeierliche Sprache der Bürger als eine inhumane zu entlarven. Indem Bachmann die Sprache ihrer Figuren gleichsam degenerativ in Phrasen erstarren läßt, produziert sie redundante und damit musikalische Formen ermöglichende Text-Passagen, die im si multanen Gegeneinander der Ensembleformen gänzlich ihres Wahrheitsanspruches entkleidet werden.